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Wo bleiben die coolen Geschenke?

Kat€’s Haben-Wollen-Accessoires

Glück kann man nicht kaufen, aber man kann es verschenken!

Ich weiß nicht, wer dieses Zitat ins Leben rief. Aber ich weiß, dass derjenige noch nie die meinigen Geschenke bekommen hat. Zugegeben, ich lebe wie die meisten anderen Menschen in Europa auf hohem Niveau bescheiden. Im Hinblick auf materielle Dinge brauche ich eigentlich nichts, abgesehen von den Verbrauchsgütern des täglichen Lebens. Ich habe genügend Schuhe und Klamotten, so dass ich nie wieder einkaufen gehen müsste. Mein Fahrrad funktioniert auch noch nach zehn Jahren wie am ersten Tag. Und es ist nicht zu erwarten, dass meine gusseisernen Töpfe vor dem nächsten Jahrtausend ihren Geist aufgeben. Und selbst wenn die Debatten um soziale Ungerechtigkeit immer schärfer geführt werden, kaum jemandem im deutschsprachigen Raum mangelt es an existenziellen Grundlagen.

Foto: © Alexander Seibt

Seinen Körper mit über 30 noch top in Form zu halten, bedarf harter Arbeit und Disziplin.

Umso schlimmer sind für mich die jährlichen Anlässe, an denen man mir Dinge aufzwingt, die ich eigentlich weder brauche, noch haben möchte. Und jedes Mal muss ich mich dafür von Herzen bedanken. Zum Geburtstag bekomme ich meistens Bücher oder Musik-CDs. Jedoch möchte ich sie niemals lesen oder hören. Zu Weihnachten kommt ein Berg von Schokolade und Plätzchen hinzu, woraufhin meine Low-Carb-Diät lachend vom Stuhl fällt. Ich sehe es einfach nicht ein, meinen Körper das ganze Jahr zu schinden, nur um dann innerhalb von wenigen Wochen die schweißtreibende Arbeit von Monaten zunichte zu machen. Und nichts anderes ist es. Denn: Seinen Körper mit über 30 noch top in Form zu halten, bedarf harter Arbeit und Disziplin.

Sockentechnisch bin ich eine Massenvernichtungswaffe

Wer kurz davor steht ein Kind zu bekommen, dem kann ich nur raten, vorab keine Kinderklamotten zu kaufen. Euer Umfeld wird euch den Hausstand mit „Zuckerschnute“– und „Mama, Du schaffst das“-Babyanzügen zumüllen. Und noch ein Hinweis: Wenn man ein Mädchen bekommt, sollte man jedem Menschen erzählen um Gottes Willen nichts in der Farbe rosa zu schenken. Das führt dazu, dass man nur jedes zweite Kleidungsstück in dieser Farbe bekommt.


Übrigens habe ich mittlerweile auch einen unendlichen Vorrat an selbstgestrickten Socken. Das scheint ein gesellschaftliches Spiel zu sein, ähnlich wie „Schwarzer Peter“. In dem Moment, wenn ein befreundetes Paar ein Kind bekommt, gibt man etwas vom eigenen Sockenschatz weiter. Der oder die Beschenkte kann sich nicht dagegen wehren. Und um das ein für alle Mal klar zu stellen, sockentechnisch bin ich eine Massenvernichtungswaffe. Ich kann noch jahrelang alle Bekannten und Verwandten mit Baby-Stricksocken „beschenken“ und meine Kinder hätten immer noch tonnenweise Socken im Schrank.

Stichwort „Feiern“: Ich kann mich auch auf keiner Feier mehr blicken lassen, ohne ein Gastgeschenk mitzubringen. Umgekehrt stehen bei mir daheim immer neue Dinge rum, sobald ich mal Lust habe, für Freunde zu kochen. Wann genau war eigentlich der Moment, in dem der Gastgeschenke-Habitus von der Bourgeoisie auf meinen Freundeskreis übergetreten ist? Früher sprach man einfach nur eine Gegeneinladung aus. Fertig. Heute hingegen versucht man sich, mit einer Flasche Wein freizukaufen, die wahrscheinlich ein Wandergastgeschenk im Freundeskreis ist.

Wie teuer wäre wohl ein Leben ohne Werbung?

Wo sind eigentlich die coolen Geschenke, von denen man immer hört? Damit meine ich die legendären Werbegeschenke der Tabak-Industrie, die Freiflüge und Urlaube von Pharma- oder Automobilfirmen, und die Eintrittskarten für die nächste UEFA Champions League? Warum gehen diese Dinge alle an mir vorbei und ich bekomme immer nur eine Handvoll Kugelschreiber, die spätestens nach einer Woche einen dicken blauen Fleck in meiner weißen Bluse hinterlassen?

Ich wäre auch bereit einiges dafür zu tun! Auf meinem Auto wären noch Werbeflächen frei! Ich hätte auch kein Problem damit meine Hemdkrägen mit den Logos von Getränkeherstellern, Banken oder anderen Firmen besticken zu lassen. Warum gibt es für mich immer nur Dinge gratis, die ich einfach nicht brauche? Es heißt ja, man solle sich auf lediglich drei Werbepartner fixieren, die zu einem passen. Ich habe nicht mal einen einzigen. Dabei wäre ich echt nicht wählerisch bezüglich der Frage, wer meine neue Armbanduhr bezahlt.

Oder geht es im Leben vielleicht einfach nur darum, mit wenigen Dingen glücklich zu sein und Werbung selektiv auszublenden? Aber wie teuer wäre wohl ein Leben ohne Werbung? Eine Kinokarte kostet locker zehn Euro und trotzdem muss ich mir 20 Minuten Werbeclips antun. Kurz: Kein Freemail ohne Werbung, keine Internet-Serien, kein Fußballspiel, kein Garnichts.  Wie Generationen vor uns das nur ausgehalten haben?

Falls übrigens noch irgendwer keine Stricksocken für Neugeborene hat, oder welche zum Verschenken sucht, reicht eine PN an mich.

Eure Kat€

Wachmacher! Wusstet ihr, dass Kat€ nachts nicht schlafen kann? 

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