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Ade, Europa

Ade, Europa

Da haben wir den Salat!

„Ihr arbeitet für Schulden anderer Menschen, damit die Autos fahren können und in Häusern wohnen, die ihr euch nicht leisten könnt. “

Europa steckt in einer mega Krise. Zum ersten Mal seit 2016 geht es NICHT mehr um das Vereinigte Königreich und wann die Briten endlich die EU verlassen, sondern um den Kontinent als Ganzes. Und während ich vom Brexit oder Flüchtlingsströmen an den EU-Außengrenzen seit Wochen nichts mehr lese, beherrscht Corona unser Leben wie nie zuvor. Schon komisch, wenn eine Seuche das eigene Leben bedroht. Solange es um Ebola und Dengue-Fieber ging, war die Sache ziemlich abstrakt – und gegen irgendein afrikanisches Land kann man den Laden auch schnell mal abriegeln. Gegen unseren wichtigsten Handelspartner, von dem wir mittlerweile auf Gedeih und Verderb abhängig sind, ist das allerdings nicht möglich. Da haben wir den Salat. Covid-19 wird uns überrennen. Wisst ihr eigentlich, wofür Covid-19 steht? Corona Virus Disease 2019. Das klingt für mich nach einer Nummerierung um Covid-19 von Covid-34 abgrenzen zu können.

Outsourcing – Die unterschätzte Seuche

Stichwort Welthandel: Wir haben zwar ein gewisses Know-how in Europa aber die Fertigungskapazitäten längst ausgelagert. Die Konsequenz: Angenommen, wir möchten diesen Schritt wieder rückgängig machen und in großem Umfang in Europa produzieren, würde die Prozedur Jahrzehnte dauern und Unmengen an Geld verschlingen. Das soll aber nicht das Thema dieser Überlegung sein. Europa hat sich in den letzten Jahren in ARM und REICH unterteilt. Und plötzlich eint uns die Angst vor dem Virus. Immerhin stehen wir alle vor den gleichen Problemen wie der Sorge um eine einwandfreie medizinische Versorgung und familiäre Tragödien. Von unterschwelligen Ängsten vor den Konsequenzen massiver Verschuldung und Massenarbeitslosigkeit mal abgesehen. Die Frage ist nur, wie wir all dem begegnen sollen. Klar: Jeder Staat wird neue Schulden aufnehmen um Herr über die Krise zu werden. Die Produktion in China läuft bereits wieder an und hofft auf eine gesunde Auslandsnachfrage. Ob das die Lösung dieses globalen Problems ist? Wohl kaum. Denn: Nur weil es wieder ein Angebot gibt, bedeutet nicht, dass die Nachfrage auch wieder da sein wird. Unsere Wirtschaft wurde die letzten Jahre künstlich am Leben gehalten. Wir feierten bis dato unsere Vollbeschäftigung, eine florierende Wirtschaft und wunderten uns über explodierende Immobilienpreise.

Bähm!

Frage! Was passiert, wenn auf einmal die Konjunktur einbricht, die Menschen arbeitslos werden und hoch verschuldete Leute zahlungsunfähig werden? Kredite fallen aus. Banken gehen pleite. Die EZB reagiert panisch mit einer geldpolitischen Not-OP (kurz: PEPP) nach dem Motto: Geld ohne Limit. Es droht eine Inflation von unsäglichem Ausmaß. Ein düsteres Szenario, das die europäische Währungsunion kollabieren lassen könnte. Von mir aus kann man das gerne machen. Ich habe „gute“ Schulden bis über beide Ohren. Mein Vorschlag: Druckerpresse neu einstellen und vorsorglich schon jetzt 50.000 Euro Scheine drucken. Dann kann man sich demnächst immerhin gerade noch ein Brot leisten. Ich stoße im nächsten Moment alle meine Schulden ab und das Spiel beginnt von vorne. Aber ist das wirklich im Interesse aller? Was wir jetzt brauchen ist doch etwas ganz anderes: Europäische Solidarität, ein Schuldenprogramm für alle, um weiterhin liquide Geldmittel generieren zu können. Und so geht’s: Als erstes könnte man den Solidaritätszuschlag abschaffen und in Coronazuschlag umbenennen. Das alleine würde 20 Mrd. Euro in die Kasse spülen. Und es tut noch nicht einmal weh. Erstens müssen wir das eh zahlen und zweitens kann niemand mit mehr als 3 Gehirnzellen ernsthaft glauben, dass der Staat den Soli seinen Bürgen jemals wieder erlassen würde. Fakt ist: Keine Steuer, die einmal eingeführt wurde, wird jemals wieder aufgehoben. So dämlich ist kein Staat. Im nächsten Gedankenspiel drehen wir mal etwas an der Umsatzsteuer…

15, 16, 19…Danke SPD!

15 Prozent Mehrwertsteuer (UST). Sowas gab’s wirklich! Ich erinnere mich noch daran. Doch dann kam es zum Rentenkonsens von CDU, CSU, FDP und SPD gestimmt. Das Ergebnis: 16 Prozent UST. Als wäre das nicht schon genug, kam erneut das Thema inmitten der Bundestagswahl auf – immerhin behauptete damals die SPD, dass mit ihr eine Erhöhung der Umsatzsteuer um 2 Prozent auf insgesamt 18 Prozent niemals durchzuführen wäre. Netterweise hat die SPD ihr Wort gehalten und in der großen Koalition darauf gepocht, dass niemals um 2 Prozent erhöht werden dürfe. Einer Erhöhung um 3 Prozent hingegen wäre kein Brecher eines Wahlversprechens… Diese 2 Prozent-Aktion hat übrigens der CDU fast das Genick gebrochen und der SPD einen massiven Aufschwung generiert. Damals ging es vorranging darum, Wahlversprechen zwingend einzuhalten. An dieser Stelle nochmals DANKE für die 3 Prozent an die SPD.

Die bittere Wahrheit

Lange Rede kurzer Sinn: Ohne Nachfrage kein Konsum – ohne Konsum bricht unser fragiles Kartenhaus zusammen. Für Konsum brauchen die schwächeren Länder Geld. Und für Geld müssen wir zahlen. Damit steigt dann wieder die Nachfrage und mit der Nachfrage verkauft BMW wieder ein Auto. So funktioniert unsere Wirtschaft. In anderen Worten: Ihr arbeitet für die Schulden anderer Menschen, damit die Autos fahren können und in Häusern wohnen, die ihr euch nicht leisten könnt. Danke nochmals an die Vollbeschäftigung, den Niedriglohnsektor, Gerhard Schröder und die SPD!

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