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Nichts für schwache Nerven

Nichts für schwache Nerven

Schluss. Aus. Ende.

Warst du heute schon in der Arbeit? Warum arbeitest du eigentlich? Sicherlich denkst du: „Weil ich muss! Um meine Rechnungen zu zahlen: das Auto, den Kredit, den Urlaub, das Eigenheim…“ Letztendlich lässt  sich deine Antwort auf einen Nenner herunterbrechen: „Für den Konsum!“

Und? Ist es das wert? Ist es das, was dein Leben ausmacht? Letztendlich ist die statistische Lebenserwartung in Deutschland etwa 80 Jahre und du hast vielleicht schon mehr als die Hälfte deiner Lebenszeit hinter dir. Denk erneut nach! Lautet die Antwort noch immer „Für den Konsum?“ Und was kommt danach? Später? Viel später! Kurz: Was ist eigentlich nach dem Tod?

Ich weiß. Meine Worte treffen dich mitten ins Herz. Dein Blutdruck steigt. Genau wie deine Wut. Kein schönes Thema, was ich ohne rot zu werden anspreche. So etwas gehört sich doch nicht. Man blendet dieses Tabu normalerweise aus. Denn erstens erinnert es uns daran, dass die Lebenszeit endlich ist. Und zweitens stellt es unseren Alltag, insbesondere das Hamsterrad der Arbeitswelt infrage. Stattdessen redet man über belanglose Dinge wie Rezepte, die Nachbarn oder das neue Auto. Fakt ist: Wenn wir anerkennen, dass unser Dasein endlich ist, macht ein Leben für die Arbeit zusehends weniger Sinn. Und was das in der Konsequenz für die Produktivität unserer Volkswirtschaft bedeuten würde, wäre ja schlichtweg fatal. 

Wenn man sich überhaupt mit etwas auseinander setzten möchte, dann mit der Frage, wer nach dem eigenen Tod was vom Vermögen bekommen soll. Schließlich soll mit dem Tode ja nicht der eigene Wille oder Zugriff auf das werte Geld enden. Die besten aller Sterbenden verbinden ihr Erbvermögen auch noch gleich mit einem Zweck und enterben den Ehepartner, sofern dieser nach dem eigenen Tod jemals wieder das Glück mit einem anderen Menschen finden sollte.

Was, wo und wie man sterben möchte ist ein Thema, mit dem man sich frühestens im sehr hohen Alter auseinandersetzten möchte. Oder allenfalls dann, wenn man im eigenen Bekanntenkreis erfahren hat, wie es ausgehen kann, wenn man sich darüber niemals Gedanken gemacht hat. Ältere Menschen setzen Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen auf. Dabei sind entgegen der landläufigen Meinung Senioren nicht das zwingende Problem. 90 jährige Menschen haben Angst dauerhaft an Maschinen angeschlossen zu werden. Dem entgegen steht aber irgendwann die „medizinische Indikation“, welche sagt, dass das alles einfach keinen Sinn macht, und deswegen nicht durchgeführt wird.

Das Problem ist die jüngere Bevölkerung. Der plötzliche Schicksalsschlag eines 40 Jährigen ist ein Dilemma. Denn: Niemand weiß was er gewollt hätte, wo seine moralischen und ethischen Grenzen gewesen wären – bei dem selbstredend keine Patientenverfügung und keine Vorsorgevollmacht vorliegt. Bei diesem fühlt sich die Medizin nämlich grundsätzlich verpflichtet, alles Menschenmögliche zu tun –  selbst wenn den behandelnden Ärzten klar ist, dass die Erfolgsaussichten marginal sind. 

Dies ist keine Empfehlung für oder wider irgendeiner medizinischen Behandlungsmöglichkeit. Aber es ist eine klare Empfehlung: Jeder Mensch sollte den Mut haben sich damit auseinanderzusetzen, was er im Falle eines Schicksalsschlages haben möchte – UND WAS NICHT. Überdies ist es im Nachgang zwingend erforderlich das auch mit Vertrauten Personen zu bereden. Wir fangen früh an, mit unserem Partner darüber zu diskutieren, wer welchen Cent im Falle des Falles bekommen soll.

Aber wir lassen sie oder ihn allzu gerne mit der Entscheidung alleine, was im Falle einer Erkrankung ohne erhaltene Einsichtsfähigkeit mit uns geschehen soll. Und das alles nur dafür, dass wir uns selbst nicht mit unserer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen müssen. Das macht irgendwie keinen Sinn und ist nebenbei ziemlich egoistisch. Oder?

Zur Altersvorsorge gehört eine Vorsorgevollmacht: Zum Formular

Das Formular für eine Patientenverfügung findest du hier

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