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Über malerische Renditen abseits des Abstrakten

„Kunst als Investment funktioniert nur für Leute, die etwas von Kunst verstehen. Das Gleiche gilt für Immobilien.“ Rüdiger K.Weng

Was denkst du eigentlich über Kunst? Ich habe ehrlich gesagt null Ahnung davon. Obwohl ich in der Schule viele Jahre Kunstunterricht hatte, blieb mir vage im Gedächtnis, was man unter „abstrakter Kunst“ versteht: Es ist die Kunst, die keine Erinnerung hervorruft und wenig Hinweise auf die sichtbare Wirklichkeit enthält. Genau so abstrakt erschien mir damals die Schule und die Art, wie man uns auf unser Leben vorbereitete. Gar nicht. Ich fragte mich, warum man uns nicht beibringt, wie man das Gelehrte in der Realität anwendet. Schließlich wollte ich nach meinem Schulabschluss Geld verdienen und nicht irgendwelche Kunstepochen runterbeten. Im unten stehenden Interview erfuhr ich vom Kunstexperten Rüdiger K. Weng, dass wir Deutschen weltweit über das höchste Wissen über Kunst verfügen. Unser Manko: Wir reden nicht über Geld. Hierzulande sind Debatten über Wertsteigerungen und Kunst als Asset ein Tabu. Das Ergebnis: Im Ausland decken sich reiche Menschen mit den Werken berühmter Künstler ein und mehren damit ihr Vermögen sowie ihre eigene Kunstsammlung. Und wir? Gehen lieber sonntags ins Museum und freuen uns, dass wir an diesem Tag nicht den vollen Eintrittspreis zahlen müssen. Zudem ergötzen wir uns dort an unserem ubiquitären Wissen. Und ich? Bekenne mich jetzt zum Kunstbanausen. Schande über mein Haupt. Ich gelobe Besserung!

Vom Kunstbanausen zur Kunstdiva

In einem Museum findest du mich gelegentlich. Äh..in der Cafeteria. Und seitdem in unseren Städten Kunst-Supermärkte das Ding sind und ich morgens auf Kika TV Kinder über Kunst reden höre, werde auch ich zum Pseudo-Fan! Im neuen Materialist Magazin habe ich mich deswegen ordentlich ausgetobt. Herr Weng (der Big Boss von Weng Fine Art AG) hat mir im Interview erzählt, welche Künstler-Editionen in ein krisensicheres Wohnzimmer gehören…Das Problem: Versuche mal deinem Partner klar zu machen, dass er einen Picasso zu Weihnachten unter den Baum legen soll. Nächstes Dilemma: In einem Münchener Mietshaus einen Dübel in die Wand zu bohren, grenzt an Extremsport. Daher meine Idee des Tages für eine konkrete Kunst-Watchlist.

Haftungsausschluss & Disclaimer: Finanzdiva UG und Katja Eckardt hält zur Zeit der Veröffentlichung dieses Beitrags keine der auf finanzdiva.de vorgestellten Aktien, Fonds, ETFs.Die Inhalte auf finanzdiva.de wollen keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthalten lediglich allgemeine Hinweise. Autoren, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.  

Hallo Sothebys!

Zumindest für den Anfang ist dieser Wert eine Delikatesse der besonderen „Art“ im Depot. 3 Jahre: 57% ..auf den ersten Blick eine eher romantische & zurückhaltende Rendite…aber immerhin fühlt man sich mit so etwas im Depot nie mehr wie ein ungebildeter Kunstbanause. Und man kann endlich mitreden, wenn die Intellektuellen im Bekanntenkreis von Pablo Picasso, Andy Warhol und Anselm Kiefer schwadronieren. Ich möchte dir hier Sothebys nur am Rande vorstellen und im Interview unten einen meiner Börsenfavoriten. Mein Credo: Wenn ich den Geschäftsführer persönlich kenne, kann ich besser einschätzen, ob eine Firma in guten Händen ist. Und trotzdem möchte ich dir zur Vorsicht raten. Beide Werte haben es in sich. Sie sind nur für risikofreudige Kunstliebhaber ein besonderes Souvenir. Deine PM lautet: Für fast alle deine Lieblingsthemen gibt es an der Börse das passende Investment.

Was ich dir noch sagen wollte

Ins Thema Kunst arbeite ich mich aktuell ein. Einige meiner Interview-Partner kennen sich bestens auf diesem Gebiet aus. Einer von ihnen ist Rüdiger K. Weng, einer der erfolgreichsten Kunst-Händler Deutschlands und CEO der Weng Fine Art AG. Ich sprach mit ihm über die Kunstwelt, die besten Künstler, aktuelle Investment-Trends und woran man erkennt, dass ein Werk durch die Decke gehen wird.

©B.Wichmann & R.K.Weng

©B.Wichmann & R.K.Weng

Kat€: Herr Weng, was gibt’s Neues am Kunstmarkt? 

Neu ist die Diskussion ob virtuelle Kunst bzw. Artificial-Intelligence-Kunst handelbar ist und ob Kunst, die auf Blockchain-Code basiert, ein Kunstfeld für die Zukunft ist.

Kat€: Wie populär sind dort Fotografien?

Fotografie macht nur einen relativ kleinen Anteil am Kunstmarkt aus mit einem Volumen von rund 3 Prozent.

Kat€: Und Kryptowährungen?

Krypto-Kunst ist momentan noch ein Gag, denn es gibt keinen Markt dafür. Trotzdem gibt’s im Kunstmarkt  neuerdings auch Blockchain-Events, wo man darüber nachdenkt, wo man Blockchain-Kunst einsetzen kann. Eine wichtige Frage ist, ob man am Kunstmarkt, diesen Blockchain-Code verkaufen kann und wie sich der Kunde das Werk anschaut, sei es am Rechner oder als Ausdruck. Ansonsten ist der Kunstmarkt eher klassisch orientiert.

Kat€: Was ist Kunst und woran erkennt man sie?

Kunst ist auch, wenn ein 5-jähriges Kind etwas malt. Daher lautet die Frage: Was ist handelbare Kunst. Kurz: Kunst ist eine Konvention. Sie lebt von der Nachfrage. Die Leute glauben daran, dass Kunst von bestimmten Künstlern einen Wert haben und sind bereit dafür zu zahlen.

Kat€: Wie lange braucht man, um Kunst erfolgversprechend handeln zu können?

20 Jahre. Wenn Sie sich gut reinhängen und sich nur auf einen Teilbereich spezialisieren, geht’s auch schneller – zwischen zehn bis 15 Jahre.

Kat€: Puh, woran liegt das?

Das liegt einerseits an der Vielzahl von Künstlern und der Heterogenität des Produktes. Denn: Man kann ein Original immer nur bedingt mit einem anderen Original vergleichen. Man muss wissen, ob das jeweilige Werk aus der Früh,- Haupt,- oder Spätphase stammt. Dann wird geprüft, ob es sich um ein Druck, eine Papierarbeit, ein Aquarell oder ein Gemälde handelt.

Kat€: Was ist die größte Herausforderung?

Es gibt am Kunstmarkt keine Börse und man muss den Wert anhand von gewissen Determinanten ermitteln.

Kat€: Richtig oder falsch? Die Kunstwelt ist eine Dömäne der Reichen?

Ja. Es ist natürlich eine Frage wie man Reichtum definiert. Aber wenn Sie ein vernünftiges Kunstwerk kaufen wollen müssen Sie schon rund 30.000 Euro und mehr bezahlen. Die Leute, die sich am Kunstmarkt aktiv beteiligen verdienen ab einer Größenordung von 300.000 Euro im Jahr.

Kat€: Wer ist ein typischer Kunstkäufer?

Der typische Kunstkäufer und Sammler ist hierzulande 50 plus und in den USA oder Asien deutlich jünger, sagen wir 35 bis 40 plus.

Kat€: Muss man Kunst studiert haben, um Kunst zu erkennen?

Nein. Ich habe auch nicht Kunst studiert. Man kann ja auch ohne BWL-Studium Aktien analysieren. Aber man muss sich definitiv damit beschäftigen.

Kat€: Darf ich fragen, was Sie studiert haben?

Die Entscheidung fiel auf BWL, denn laut meiner Eltern kann man mit Kunst kein Geld verdienen. Das Studium habe ich übrigens abgebrochen.

Kat€: Haha! Sehr mutig.

Als ich das Studium anfing, war ich bereits mehrere Jahre selbständig tätig und habe mich in den BWL-Kursen wie im Kindergarten gefühlt – es war richtig uninteressant.

Kat€: Wer sind Ihre Top 3 unter den Künstlern?

Pablo Picasso, Andy Warhol und Jeff Koontz, der teuerste lebende Künstler.

Kat€: Aus welchem Grund verkaufen Leute ihre Kunstwerke?

In den USA nennt man das die 3 Ds. Debt, death and divorce. Das sind die 3 Hauptgründe, wieso man Kunst wieder zu Geld macht, also Liquiditätsprobleme, Lebenspartnerwechsel oder Tod.

Kat€: Von 1000 Weinkennern haben 2000 keine Ahnung. Ist das bei Kunst genauso oder liegt diese immer nur im Auge des Betrachters?

Deutschland ist das Land mit den meisten Kunstinteressenten. Hierzulande ist der Kenntnisstand von Kunstkäufern sehr hoch. Ganz anders ist das in den USA. Der typische Käufer dort hat in der Regel wenig Ahnung, aber er hat das Geld.

Kat€: Gibt es hierzulande viele Kunstliebhaber?

Deutschland ist meiner Einschätzung nach im Verhältnis zur Bevölkerung das Land, mit den meisten Kunstinteressenten.

Kat€: Prominente, Politiker oder Unternehmer: Welches Klientel ist besonders Kunstinteressiert?

Politiker haben erstaunlicherweise die geringste Ahnung von Kunst. Das größte Interesse haben interessanterweise Freiberufler. Ärzte, Anwälte, Steuerberater und Unternehmer sind die klassischen Kunstkäufer.

Kat€: Muss ein Kunstverkäufer seinen Gewinn versteuern?

Die Spekulationsfrist bei Kunst liegt in Deutschland bei einem Jahr. Danach ist Kunst steuerfrei.

Kat€: Finden Sie die kritische Haltung der breiten Masse gegenüber Kunst als Investment hierzulande nachvollziehbar oder spiegelt es Ihrer Meinung nach die Resignation eines Volkes wieder, dessen finanzpolitische Landschaft auf Bausparen, Riestern und Rürup ausgelegt ist?

Kunst als Investment funktioniert nur für Leute, die etwas von Kunst verstehen. Das Gleiche gilt für Immobilien. Wenn man hier keine Ahnung, wird es schwierig in diesem Bereich Geld zu verdienen.

Kat€: Warum ist die emotionale Hürde in Kunst zu investieren so groß?

Die Skepsis kommt daher weil viele Leute es nicht verstehen und sie damit nichts anfangen können. Denn: Man braucht relativ viel Know-how um im Kunstbereich Geld anzulegen. Dadurch trauen sich viele Leute vielleicht eher in ein indirektes Investment in Kunst.

Kat€: Wie beispielsweise mit dem Erwerb von Weng-Fine-Art-Aktien?

Damit beteiligt man sich auch am Kunstmarkt bzw. an einem Unternehmen, das Kunst handelt, muss sich aber nicht mit Kunstdetails auseinandersetzen.

Kat€: Reden wir über die Börse: Ihr Börsengang liegt noch nicht lange zurück. Was spricht für ein Investment in Ihre Firma, die Weng Fine Art AG?

Eine mangelnde Konkurrenz, eine mangelnde Transparenz am Kunstmarkt und wir haben hervorragende Geschäftszahlen, wie beispielsweise sehr hohe Gewinnwachstumsraten. Und ein Teil unseres Geschäftes ist e-Commerce. Wir sind das einzige erfolgreiche Kunst-e-commerce-Unternehmen weltweit. Wir waren sehr schnell profitabel und unsere Tochter dividendenfähig. Und das ist das, was die Leute interessiert.

Kat€: Mangelt es Ihrer Meinung nach an einer effektiven Lobby-Arbeit auf dem Gebiet der Kunst-Investments?

Hierzulande gibt es keine Lobby. Kunst ist in Deutschland ein Thema fürs Bildungsbürgertum. Es gilt als verpönt über Geld zu reden. Ganz anders in den USA und in Asien. Hier ist das Thema sehr populär und man beschäftigt sich wesentlich stärker mit der Entwicklung von Asset-Preisen. Hier sieht man Kunst als gesonderte Assetklasse.

Kat€: Das Gespenst der Krise ist allgegenwärtig. Viele Menschen ahnen: Etwas stimmt nicht in unserem Finanzsystem. Ist Kunst ein sicherer Hafen? 

Ich muss ganz klar Ja sagen. Ich habe einige Krisen miterlebt und interessante Entwicklungen festgestellt. Die Kunstpreise sind 2008/2009 nicht mehr als 20 Prozent zurück gegangen. Ein Grund hierfür ist die geringe Liquidität von Kunst, denn man muss erst einen Käufer finden. In einem Crash-Szenario trennen sich Leute zuerst von Werten, die am einfachsten und schnellsten zu Geld gemacht werden können. Zudem gibt es emotionale Gründe. Die Bereitschaft Kunst abzugeben ist gering. Kunst wird eigentlich erst verkauft, wenn alle anderen Vermögenswerte zu Geld gemacht worden sind.

Kat€: Wann wollen besonders viele Leute Kunst kaufen?

Definitiv nicht in Zeiten einer Aktien-Hausse, also wenn die Leute schnell reich werden wollen. Das geht dann besser mit Bitcoins oder momentan auch mit Marihuana-Aktien. Die beste Zeit am Kunstmarkt ist für uns in Phasen eines Seitwärtstrends.

Kat€: Stichwort Diebstahl: Wie bewahre ich meine Kunstobjekte sicher auf oder reicht eine Hausratversicherung aus?

Kunst in der Größenordnung bis zu 100.000 Euro können Sie über die Hausratversicherung absichern. Teurere Kunstwerke sollte man bei einer auf Kunstwerke spezialisierten Versicherungsgesellschaft absichern. Zum Jahreswechsel bieten wir beispielsweise das auch für unsere Kunden an.

Kat€: Wo und wie verkaufe ich persönliche Kunstwerke?

Nicht über ebay. Ein Weg sind Auktionen. Man kann aber über Galleristen oder Händler versuchen, Kunst zu verkaufen.

Das vollständige Interview findest du im Materialist #09 4/2018

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