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Die Schnapsaktie der Woche

Die Schnapsaktie der Woche

Cheers!

Ob Aktien, Immobilien, Oldtimer oder Luxusuhren : Die Geldanlage gehört zum Lieblingsthemen-Spektrum vieler Jungs. Kat€ wollte wissen, was geht bei den Männern im Depot eigentlich so ab? 

„Freunde des edlen Cognacs und Champagners! Öffnet euren Geldbeutel!“  – Jens Will

©Photogenika.de
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Privatanleger und Financial Diva Analyst Jens Will gibt uns regelmäßig ehrliche Einblicke über seine Machenschaften. Seine Leidenschaft? Im Börsendschungel sucht er täglich nach waghalsigen Abenteuern. Die Elementarteile seiner Geldanlage sind Aktien. Bei Jens vergeht kein Tag, ohne dass er nicht an der Börse unterwegs ist. Auch im Urlaub findet man ihn auf der schweißtreibenden Renditepiste. Nach langjährigen heftigen Debatten rund ums Geld, wurde Jens zu Kat€’s Lieblings-Börsenbuddy. Hui! Das geht runter wie Öl!

Haftungsausschluss & Disclaimer: Katja Eckardt hält keine der auf finanzdiva.de vorgestellten Aktien, Fonds, ETFs.Die Inhalte auf finanzdiva.de wollen keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthalten lediglich allgemeine Hinweise. Autoren, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.  

Von fetten Prozenten und feuchtfröhlicher Promille

Text: Jens Will

Ja, ich gebe es zu! Bis vor kurzem habe ich einen großen Bogen um französische Aktien gemacht. Wenn ich von meiner, oftmals ohnehin kargen Dividende, mehr als ein Viertel an den Staat, den Solidarstaat und optional noch an die Kirche abgeben muß, dann ist das schon traurig genug. Da brauche ich dann nicht noch ein Finanzamt aus dem Nachbarland, das seine gierigen Finger auch noch nach dem kargen Rest des Ertrages ausstreckt. Und genau so war es in Frankreich bis auf ein paar wenige Ausnahmen: Aktien die von der franz. Quellensteuer befreit waren: Sanofi und Air Liquide. Bis 2019. Ab jetzt kosten alle Aktien aus Frankreich 17,2 % Steuer, ZUSÄTZLICH zu den 25 % deutscher Abgeltungssteuer. Dazu kommen noch 0,3% Sonderprämie, die der Staat in Frankreich bei jedem Kauf oder Verkauf einbehält. So gesehen hat man in Frankreich immer das Gefühl, den Wiederaufbau von Notre Dame zu finanzieren, wenn es um die Geldanlage geht.

Vive la France

Good News! Es gibt wenigstens eine Bank, die den Kunden gegen eine Gebühr von knapp 12 Euro für drei Jahre von dieser Steuer befreit. Und schon entflammt das Investoren Herz für das Land der Liebe und des Luxus. Handtaschen, Parfum, Mode und Schuhe, das alles kann man (und Frau !) in Frankreich shoppen, nicht nur in den Kaufhäusern sondern vor allem auch an der Börse. Aber auch Freunde des edlen Cognacs und Champagners sollten jetzt ihre Portemonnaies öffnen, denn hier kommt der Edelbrand unter den Promille-„Brands“: Pernod-Ricard.

Pernod Ricard – Die Fast Facts

Stand 08/2019. Alle Angaben ohne Gewähr.

WKN: 853373

5-Jahres-Performace: 80%

Dividende: 1,77%

Pernod. Man assoziiert mit den Namen mit dem geschmacklich recht übersichtlichen Getränk „Pastis“. Wer noch nie in Frankreich war und keinen Pastis kennt, der war vielleicht schon mal in Griechenland und kennt „Ouzo“. Oder er war zu Gast in der Türkei und ist dort dem „Raki“ begegnet. Alles das gleiche, Sternanis, Zucker, Fenchel, Wasser, das ganze gemaischt und auf bis zu 45 % hoch destilliert. Eigentlich kommt Pernod aus der „Absinth“ Branche, aber nach dem die „grüne Fee“ im Verdacht stand, in den direkten Wahnsinn zu führen wurde dieser Drink verboten und Pernod wechselte die Branche. Heute ist Pernod Ricard die weltweite Nummer zwei hinter „Diageo“ und destilliert einen bunten Strauß an Spirituosen Marken. Populär zu nennen wären die Whiskeys „Chivas Regal“, „Jamesons“ und „Ballantine’s“ aber auch der Rum „Havanna Club“, die Kräuterbrände „Ramazotti“, „Becherovka“ und der „Absolut“ Vodka. Sie alle werden gerne an den Tresen der Welt bestellt und getrunken. Pernod-Ricard kann aber auch Champagner, Wein und Likör, „Malibu“ und „Kahlúa“ wären hier als populäre Marken zu nennen.

Die Aktie im Visier

Genug über den Alkoholismus schwadroniert. Pernod Ricard ist vor allem eine spanndende Aktie: Der Kurs läuft seit 10 Jahren quasi ständig von links unten nach rechts oben. So soll das sein. Mit einem geschätzten 2020er KGV von 23 ist die Aktie für einen Spirituosen Hersteller fair bewertet, die Verschuldung entspricht dem 1,5 fachen Jahresgewinn. Das ist für die Branche schon beinahe verdächtig niedrig. Konkurrent Diageo kommt hier auf den Faktor 6 ! Mit Zukäufen ist man bei Pernod auch wesentlich vorsichtiger als der Wettbewerb, so hat man in der Vergangenheit eher hoffnungslosere Marken verkauft und dafür bestehende Marken weiter entwickelt statt wie ein Gorilla Milliarden-Beträge für Filmstar Tequillas auf den Ladentisch zu knallen. (Siehe George Clooney und die Marke „Casamigos“). Kommen wir zur Dividende, die ist auf den ersten Blick eher traurig: Zum Zeitpunkt knapp 1,8 %, das ist kein Grund eine Saalrunde zu schmeißen. Ist aber auch an dieser Stelle nicht so wichtig, denn diese Dividende entspricht gerade mal einer Ausschüttung von 50% und wird derzeit jährlich um 10-20 % gesteigert. (Ich wünschte, jemand würde mein Gehalt mal um 20% steigern !)

Zu Risiken und Nebenwirkungen…

…blicken wir auf die EU. Genauer gesagt ihren Bemühungen der EU und besonders der Bundesrepublik, den Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu bekämpfen. Es ist durchaus nicht undenkbar, daß man die „Trinker“ bald ebenso ächten wird wie die „Raucher“. Ich sehe mich schon mit dem Bier im November unter dem Heizpilz auf der nebligen Straße stehen, am besten den Krug noch in eine braune Tüte gewickelt. Auf den Schnapsflaschen werden vielleicht bald abschreckende Bilder von Harald Juhnke und Ben Becker gedruckt oder noch Schlimmer, „Säufer-Lebern“ und Bilder von Gehirnen aus dem Sezierunterricht. Wer also daran glaubt, das man dem feierwütigen Volk auch diesen Spaß nehmen will, der mache an dieser Stelle einen wackeligen Bogen um die Aktie. Ansonsten halte ich persönlich die Risiken für Überschaubar. Wer trinken will tut das auch in der Wirtschaftskrise, statt einem „single Malt“ gibt’s dann halt einen „blended Scotch“, Pernod-Ricard kann nämlich beides.

Jens Fazit

Für mich ein klarer Kauf. Und übrigens: Ich bin bereits investiert und warte auf einen eventuellen Rücksetzer um nachzukaufen. Die Bewertung ist fair, wenig Risiko trifft auf überschaubare Chancen. Es gibt sicherlich Aktien mit mehr Kurspotential und höherer Rendite. Aber wer sich nach einem Konsumwert zur Depotdiversifizierung sucht, und keine moralischen Defizite bei einem Alkohol Investment wittert, der kann diesen Wert auf die Watchlist nehmen. Die Analysten in Deutschland haben diesen Wert übrigens kaum auf dem Radar, mit einer Market Cap von 42 Milliarden ist es aber nicht wirklich ein Geheimtipp. Burggraben ? Vorhanden aber übersichtlich. Wer Chivas Regal kauft, kauft auch Jim Beam, Johnny Walker und Jack Daniels. Ich habe es noch nie erlebt, das Kumpel oder Kumpeline das Schnapsglas demonstrativ auf den Boden entleerte und angewidert rief: „Das ist kein Jim Beam !!“. Sowas gibt’s wohl nur in der Fernsehwerbung der 90er. „Schnaps ist Schnaps“ wie der Volksmund so schön sagt.

Na dann Prost!

Und wer auf Familienunternehmen steht, dem sei gesagt, Familie Ricard hält 15 % der Anteile, hat mit knapp 6 Mrd. Euro also ordentlich „skin in the game“, wie man auf echtgeld.tv zu sagen pflegt. Was könnte man da zum Abschluss besser sagen, als schlicht und einfach „Prost“ ?

…to be continued…

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