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SteinREICH!

SteinREICH!

Das Depot-Gadget der Woche

 

Luke: ”I can’t believe it.”

Yoda: “That is why you fail.”

Privatanleger und Financial Diva Analyst Jens Will gibt uns regelmäßig ehrliche Einblicke über seine Machenschaften. Seine Leidenschaft? Im Börsendschungel sucht er täglich nach waghalsigen Rendite-Abenteuern. Die Elementarteile seiner Geldanlage sind Aktien. Bei dem dreifachen Vater vergeht kein Tag, ohne dass er nicht an der Börse unterwegs ist. Auch im Kinderzimmer findet man ihn auf der steinigen Renditepiste.

©Photogenika.de
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Alles LEGO, oder was?

Text: Jens Will

Zaster, bitte! Mit höllisch teuren LEGO Steinen Geld verdienen ist gar nicht so einfach, wenn man nicht zur Familie Kirk Kristiansen gehört. In der SteinREICH-Folge No.1  haben wir einen Blick auf einen Zulieferer für den Kunststoff ABS geliefert. Und heute? Bekommst du noch mehr Bock auf LEGO im Depot. Denn: Die Steinchen haben’s in sich. Sie sind voller Geheimnisse, deren Features die kleinen Steine so kostbar machen. Vorhang auf für einen Wert aus dem interessanten und unscheinbaren Index MDAX.

Haftungsausschluss & Disclaimer: Jens Will hält zur Zeit der Veröffentlichung dieses Beitrags keine der auf finanzdiva.de vorgestellten Aktien, Fonds, ETFs.Die Inhalte auf finanzdiva.de wollen keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthalten lediglich allgemeine Hinweise. Autoren, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.  

K + S

“Ich, Vater, liebe dich … wie Salz!” – Die Salzprinzessin, Gebrüder Grimm

6 Gramm. Mehr nicht! Das ist die Ernährungsempfehlung der Behörden pro Tag und Kopf. Jährlich futtert demnach jeder Bundesbürger 2,2 kg Kochsalz. Nimmt man alle Bundesbürger zusammen, macht das 176.000 Tonnen Salz pro Jahr. „Schatz, Salz ist alle! Und nimm genug Kleingeld mit.“

Ganze 40 Millionen Euro! So viel kostet so viel weißes Gold im Supermarkt an der Kasse und füllt 3 Millionen Einkaufswagen. Man sollte sich zum Verladen ins Auto folglich ein paar Jahrhunderte Zeit lassen – gerade wenn Samstags an der Kasse mal wieder die Hütte brennt. Und rechne doch mal! Zieht man beim Salz-Endprodukt von dem Betrag jetzt noch Transport, Vertrieb, Steuern und Verpackung ab, dann bleibt gar nicht mehr übrig als ein niedriger einstelliger Millionenbetrag. Umsatz, wohlgemerkt. Da fragt man sich schnell, wer einst auf den Begriff des „weißen Goldes“ kam. „Reich durch Salz“ scheint ein Geschäftsmodell des Mittelalters zu sein. Und trotzdem reden wir jetzt mal Klartext. Genau genommen geht’s heute um etwas Salziges. Es kommt aus Kassel. Schmeckt nach Kassel. Sieht aber nicht aus wie Kasseler. Der Salzriese K+S hat’s faustdick hinter den Ohren. Denn: Der Salty Boy ist dick im Geschäft mit dem LEGO Imperium.

Es war einmal…

Vor langer, langer Zeit! Und auch heute noch erinnert mich der Rohstoff Gigant K & S an das Märchen von der Salzprinzessin. Und ja, auch an die Steinchen-Welt mit Editionen wie Star Wars oder Herr der Ringe. Kurz: Die Produkte von Kali und Salz sind für uns Menschen überlebenswichtig. Dennoch hat das Unternehmen Hater wie Sand am Meer. Genau wie die Salzprinzessin bei Ihrem ahnungslosen Vater, verüben Umweltschützer auf K&S einen Shitstorm nach dem anderen. Armes K & S.

Heul leise!

Blenden wir das Hauptprodukt, Kaliumchlorit mal aus. Frage! Abgesehen von Pommes: Wo benötigen wir Salz sonst noch? Beginnen wir bei Hygiene und Waschen. Damit unser Geschirr ordentlich sauber wird, muß das Wasser regeneriert und enthärtet werden. Wasserenthärtung, egal ob für Waschmaschine, Geschirrspüler, Brauchwasser oder unseren Gartenpool, funktioniert mit Salz. Quasi sämtliche Reinigungsmittel, von der einfachen Seife bis zum radikalen Abflussreiniger, funktionieren mit Salz. Die Textilien, die wir tragen, verschlingen ebenfalls gigantische Mengen davon. Alles was um uns herum mit Farben zu tun hat, Lacke, Beschichtungen, Lasuren – Salz.

Salzige Aussichten

Was wären eisige Winter ohne Auftausalz? Der Straßenverkehr würde zwischen November und März zum Erliegen kommen. Übrigens. Die veredelte Salz-Variante erkennst du nicht wieder. Sie geht in die Herstellung von Kunststoffen wie ABS ein. Wieso, weshalb, warum? Ohne die Produkte von K+S wären LEGO Steine farblos und verdammt leicht entflammbar. Nach wenigen Monaten würden sie zerbröseln wie Shortbread.

Die Jungs und Mädels aus Kassel haben’s drauf!

Düngen! Auch das kann K & S! Ein weiteres Produkt von K+S, das Kalium Chlorid, ist ein wichtiger Zuschlagstoff der Landwirtschaft. Die Erde platzt demnächst mit 8 Mrd. Menschen fast aus allen Nähten. Eine riesen Herausforderung wartet auf unsere Bauern. Dank K & S klappt das ! Begrenzte Ackerflächen schreien förmlich nach Hilfsmittelchen wie Kunstdünger. Ein „Mega-Trend“, by the way. Immer mehr Menschen wollen sich noch gesünder ernähren. Das Credo eines Hipsters: Fleisch und Fisch statt Hirse und Reis. Wusstest du schon? Auch Wein und Bier benötigen Kalium in Sulfatform. Damit kann man Hopfen Dolden bzw. Trauben ausprägen. Ein Milliarden Markt!

Alles in Butter bei K+S ?

Leider nein. Die Aktie selber sorgt seit Jahren für eher schlechte Laune bei den Investoren. Bei K+S kommt es in Summe nämlich eher auf das K als das S an. Kali ist zwar elementarer Bestandteil unserer täglichen Ernährung, aber das Überangebot ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die hohen Kalipreise der 2000er Jahre waren vor allem mächtigen Kartellen in Russland und Belarus geschuldet. Als diese aufgelöst und aus Partnern Mitbewerber wurden, kam der Kalipreis unter Druck. Auch neue Anbieter wie die BHP Gruppe betreten derzeit die Bühne der globalen Kali Produzenten und versalzen den Kasselern das Geschäft. Und schließlich rollen auch zahlreiche, heimische Umweltschutzverbände dem Unternehmen Steine in den Weg.

Sonne, Sommer und K +  S 

In heißen Sommern geht K+S in die Ferien. Das freut nicht nur die Mitarbeiter. Der Gigant darf dann häufig nicht produzieren. Die Pegelstände der Flüsse werden niedriger und Einleite-Genehmigungen werden untersagt. Immer wenn die Geschäftsführung einen Brandherd gelöscht hat, bricht irgendwo anders ein neues Feuer aus. In den letzten 5 Jahren hat sich der Kurs der Aktie halbiert, die Dividende pendelt indes um die 1,x % Marke. Kann man dennoch einen Blick auf die Aktie riskieren ? Mit Vorsicht, ja. Seit 3 Jahren betreibt K+S in Kanada das neue Bergwerk „Bethune“. Dieser Standort ist dem wirtschaftsfeindlichen Zugriff der deutschen Behörden entzogen und kann somit 24/7 produzieren. Nach einigen Zwischenfällen und Rückschlägen ist das „Ramp-up“ mittlerweile abgeschlossen. Bethune produziert die Tonne Kalium für etwa 200$/tonne im Vergleich zu deutschen Standorten, die über 400$ liegen. Damit ist man global konkurrenzfähig. Von Bethune aus lassen sich die Märkte Asien und Südamerika auch sehr gut beliefern. Dazu kommt, das K+S in Südamerika („Sala Grande“) und Australien („Ashburton“) weitere profitable Standorte betreibt. Mit den Marken „Esco“ und „Morton Salt“ im Portfolio ist K+S heute der größte Salz Produzent der Welt. 
Fazit: Langfristig orientierte Anleger, die unterwegs zum finanziellen Ruhm auch mal Durststrecken ertragen, können eine Position aufbauen. Die Verschuldung in Höhe von 6 Mrd. € ist dem Neubau Projekt in Kanada geschuldet, das erst in diesem Jahr positiv zum EBIT beiträgt. Ein nüchterner Blick auf die 2018 zahlen (EBIT zu Schulden 1:100 !!) trügt also. Es gibt in meinen Augen derzeit aber lukrativere Investments. Im Bereich Salz ist die langweilige „Südwestdeutsche Salzwerke AG“ eine solide Alternative mit einer 3,x Dividende.

Fazit!

Hop oder Top? Ja aber natürlich! Wer auf den Kalidünger Zug aufspringen will, der könnte mal einen Blick auf die britisch/australische BHP werfen. Deren „Jansen“ Projekt wird eines Tages der K+S in Kanada das Leben schwerer machen. Und die LEGO Steine ? Nun, verglichen mit den Millionen Tonnen von Kali Dünger und Auftausalz ist dieser Zweig eher zu vernachlässigen. Alles in allem ist K+S solide aufgestellt und wird sicher eines Tages die Tür zum Erfolg wieder aufstoßen. Die Frage ist eben nur wann.

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