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Foto: Nadine Dilly

Noch ist es nicht zu spät, aber es ist schon zwölf und nicht mehr fünf vor zwölf.

Finanzdiva im Gespräch mit Janine Steeger, alias Green Janine, Moderatorin, Medientrainerin, Kommunikationsberaterin und Betreiberin der Seite  futurewoman.de

Nachhaltigkeit ist ihre Mission. Eine Thematik rund um die Umwelt erschien bisweilen als zu langweilig fürs TV. Janine Steeger wollte das ändern, aber stieß auf taube Ohren. Und tschüss, dachte sie und ging. Was für eine mutige Frau! Trotz sehr gut bezahltem TV Job kehrte sie prompt ihrem einstigen Traumjob den Rücken zu und wagte den aufregenden Schritt in die Selbständigkeit.

Futurewoman.de ist eine ihrer neuen Challenges. Kat€ sprach mit ihr über die aufregendere Seite der Selbständigkeit, die neue Öko-Welle in Deutschland, den Bio-Siegel-Dschungel und die Lust die Welt zu verbessern.

 

 

FD: Janine Steeger, die jahrelang locker und sympathisch Explosiv bei RTL moderierte. Janine Steeger, die furchtlos und zielstrebig ihren gut bezahlten Job an den Nagel hing um sich als Green Janine selbständig zu machen. Sind Sie eine Kämpferin?

JS: Ja, ich habe mich immer als Kämpferin empfunden und bin an den Herausforderungen gewachsen. Ich weiß, dass ich viel Glück in meinem bisherigen Leben gehabt habe, da ich bislang von größeren Schicksalsschlägen verschont geblieben bin. Das wahrzunehmen, hat mich auch mein Beruf als Journalistin gelehrt, weil ich viele Menschen getroffen habe, die Vieles ertragen mussten. Insofern: Ich sehe für mich keinen Grund zum Jammern. Im Gegenteil: Ich habe die Kraft und den Rückhalt, um für meine Überzeugungen und meine Haltung zu kämpfen. Und das will ich auch tun.

FD: Wenn man Janine Steeger googelt, erscheinen die Schlagworte: Gehalt, schwanger, Hochzeit. Woher nahmen Sie den Mut, ihren gut bezahlten Job als Explosiv-Moderatorin an den Nagel zu hängen um sich selbständig zu machen?

JS: Ich lasse mich von Leidenschaften treiben, privat und beruflich. Für meine Aufgabe bei RTL Explosiv war mir die Leidenschaft vor meiner Kündigung abhanden gekommen. Und für mich war die Frage: Wo finde ich die Leidenschaft wieder? Ich wusste, dass ich kündigen muss und das hat die Sorgen übertrumpft. Fakt ist auch: Mein Mann ist weiterhin festangestellt, wobei seine Einkünfte nicht die Fixkosten decken. Und ich hatte Geld angespart. Das große Wort Mut wird dadurch relativiert. Aber klar, das Ersparte war schnell aufgebraucht. Und da habe ich schon oft gedacht (und denke es immer noch): Das war mutig zu kündigen.

FD: Hatten Sie Existenzängste?

JS: Hatte ich und habe ich immer noch. Ich bin in einem Unternehmerhaushalt aufgewachsen und mein Vater ist geleitet von einem großen Sicherheitsdenken. Ich habe das in meinem bisherigen Berufsleben komplett übernommen. Dass ausgerechnet ich kündige, war in unserer Familie regelrecht revolutionär. Am Anfang, als die Ersparnisse noch da waren und ich auch einen Gründungszuschuss erhalten habe, war ich ziemlich entspannt. Danach gab es schon viele Momente, in denen ich regelrecht Panik bekommen habe. Insgesamt betrachtet bin ich aber extrem überrascht von mir selbst und meiner Gelassenheit. Ich habe damit gerechnet, dass ich viel mehr schlaflose Nächte habe. Ich schlafe aber ziemlich gut. Ich denke, das liegt an dem sichereren Gefühl, das Richtige zu tun.

FD: Wie gut haben Sie ihren Schritt in die Selbständigkeit geplant? Hatten Sie beispielsweise einen Business Plan? 

JS: Ich würde meine Vorbereitung als semi-gut bezeichnen. Ich habe viele Monate mit meinen liebsten und wichtigsten Menschen geredet und bin dann für mich zu einer Entscheidung gekommen. Es war klar, dass ich kündigen werde. Es ist allerdings dann sehr spontan geschehen, direkt nach einem Urlaub. Plötzlich war mir alles so klar, dass ich es einfach getan habe. Plan B ist eigentlich im Nachgang entstanden. In erster Linie wusste ich: Ich will mich für den Umweltschutz einsetzen. Was das konkret bedeutet, musste ich erst mal definieren. Und ja, ich hatte einen Businessplan, weil ich beim Arbeitsamt einen Gründungszuschuss beantragt und bekommen habe.

FD: Heute machen nur ca. 8 Prozent des Gesamtmarkts Bioprodukte aus. 50 Prozent der Bodenfruchtbarkeit sind bereits durch unsere bisherige Form des Pflanzenanbaus verschwunden. 50 Prozent der weltweiten Grundwasserreserven sind verbraucht. 90 Prozent der früheren Ackerpflanzen sind verschwunden. Und wir erzeugen 25 Prozent aller Klimagase in der Landwirtschaft. Kommt der Bio-Trend zu spät? 

JS: Nein, noch ist es nicht zu spät, aber es ist schon zwölf und nicht mehr fünf vor zwölf. Ich glaube nur, es geht nicht allein um bio. Wir müssen insgesamt wieder bewusster leben, uns die Fragen stellen: Was brauchen wir wirklich, was ist mir wichtig, wie wurde das, was ich kaufe, hergestellt, welche Folgen entstehen durch meinen Konsum oder meine Lebensweise?

FD: Zugegeben: Ich kaufe immer still und heimlich die Milch im Billigsupermarkt anstatt im Bioladen. Erst die Kennzeichnung wie BY 117 (=Andechser) verrät, dass sich dahinter das gleiche Bio-Produkt wie im Bioladen verbirgt. Muss ich mich deswegen schlecht fühlen? Oder ist es einfach die clevere und günstigere Alternative immer nach dem billigsten zu jagen?

JS: Wenn ich einkaufe, dann gehe ich wie viele Menschen durch mehrere Läden. Dabei achte ich manchmal mehr auf bio, manchmal mehr auf Regionalität und Saisonalität, bei tierischen Produkten auch auf Haltungsbedingungen und natürlich achte ich auch auf den Preis. Insofern finden Sie mich im Discounter ebenso gut wie im Biomarkt. Ich denke, es gibt ein paar wichtige Punkte, die man beachten sollte und die so viel verändern können. Punkt 1: Kaufen Sie so ein, dass sie keine Lebensmittel wegschmeißen. Punkt 2: Lernen Sie Lebensmittel wieder wertschätzen und akzeptieren Sie, dass bspw. Fleisch nicht dermaßen billig sein kann, wie es zuweilen ist. Punkt 3: Gesunde Lebensmittel müssen nicht teuer sein. Es ist nun wirklich ausreichend bewiesen, dass eine vernünftige Ernährung mit viel saisonalem Gemüse und Obst und mit wenig Fertigprodukten und Fleisch durchaus bezahlbar ist.

FD: Unternehmerin Sina Trinkwalder klagt in ihrem Buch „Fairarscht“, dass wir Konsumenten von Wirtschaft und Handel mit Siegeln wie „Fairtrade“ oder „Made in Germany“ gezielt hinters Licht führen. Gibt es einen Lichtblick und wie erkenne ich echte ökologische Produkte?

JS: Ich kenne Sina Trinkwalder persönlich und jeder weiß, dass Sie gerne sehr provokant formuliert. Und das ist auch gut so. Sie haben vollkommen recht, wenn Sie vom Siegel-Dschungel sprechen. Hinzu kommen immer mal wieder kleinere und größere Skandale, die den Verbraucher verunsichern. Aber bspw. gibt es im Textilbereiche Siegel, denen man durchaus vertrauen kann.

Und das gilt auch für den Lebensmittelsektor und alle anderen Konsumgüter. Als Verbraucher muss ich auch entscheiden: Worauf lege ich meinen Fokus? Sind es faire Arbeitsbedingungen in der Herstellung, oder geht es mir um Umweltverschmutzung und Schadstoffe. Die wenigsten Siegel decken alles ab. Grundsätzlich würde ich auf die Einschätzung von entsprechenden Portalen wie ecowoman, Utopia oder auch auf die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Umweltbundesamt und die Deutsche Umwelthilfe etc. vertrauen.

FD: Nachhaltigkeit ist in. Banken und Versicherungen springen auf den Trend auf und bewerben grüne Produkte mit sozialer Rendite. Mit dem steigenden Angebot an nachhaltigen Produkten kommen Zweifel wie „Wie nachhaltig können auf Wachstum angelegte Unternehmen sein? Nach welchen Kriterien landen sie in Portfolios?“ Wie erkenne ich ein echtes nachhaltiges Investment?

JS: Das Angebot wächst, da haben Sie recht, aber von den grünen Banken, wie ich sie mal nennen will, gibt es noch nicht so viele. Ich selbst habe Konten bei der Triodos Bank und der Umweltbank. Die bekannteste ist sicher die GLS Bank und es gibt auch noch die Ethikbank. All diese Banken versprechen ethisch und moralisch korrekt zu handeln. Heißt, dass sie ihr Investment genau prüfen und zum Beispiel nicht in Rüstungsindustrie, in Atom- und Kohlekraft, oder in Nahrungsmittelspekulationen investieren.

FD: Giftige Eier und toxische Textilien verunsichern Verbraucher. Was kann ich als Kunde tun um mich zu schützen?

JS: Lassen Sie sich zum einen nicht zu leicht und zu sehr verunsichern. Wir neigen in Deutschland dazu, vor allem die Skandale zu suchen und wenn sie gefunden sind über Wochen und Monate auszuschlachten. Würde mit dem gleichen Engagement Positiv-Berichterstattung betrieben, wäre schon mal viel gewonnen. Auch wenn die vielen Siegel teilweise schwer einzuschätzen sind für den Verbraucher, rate ich doch dazu sich einmal zu überlegen, welche Punkte Ihnen selbst beim Konsum wichtig sind und die passenden Siegel dafür zu recherchieren. Dann können wir uns in der meisten Zeit wirklich gut beraten fühlen. Und wir sollten auch nicht hinter jeder Ecke das Böse und den nächsten Betrug wittern. Das hält doch niemand aus.

Ohren auf! Im exklusiven ErfolgReich-Podcast verrät dir Janine Steeger, was sie im Leben antreibt und was sowohl ihr bestes als auch schlechtestes Investment damit zu tun haben.

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