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Blutige Depot-Zutaten

Ob Aktien, Immobilien, Oldtimer oder Luxusuhren : Die Geldanlage gehört zum Lieblingsthemen-Spektrum vieler Jungs. Kat€ wollte wissen, was geht bei den Männern im Depot eigentlich so ab? 

Eine „Blut-Brauerei“ ist aus meiner Sicht das „autonome Fahren“ der Pharma-Industrie.  – Jens Will

©Photogenika.de

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Privatanleger und Financial Diva Analyst Jens Will gibt uns regelmäßig ehrliche Einblicke über seine Machenschaften. Seine Leidenschaft? Im Börsendschungel sucht er täglich nach waghalsigen Abenteuern. Die Elementarteile seiner Geldanlage sind Aktien. Bei Jens vergeht kein Tag, ohne dass er nicht an der Börse unterwegs ist. Auch im Urlaub findet man ihn auf der schweißtreibenden Renditepiste. Nach langjährigen heftigen Debatten rund ums Geld, wurde Jens zu Kat€’s Lieblings-Börsenbuddy. Hui! Das geht runter wie Öl!

Haftungsausschluss & Disclaimer:  Jens Will besitzt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien von CSL Inc. Die Inhalte auf finanzdiva.de wollen keine spezifischen Anlage-Empfehlungen geben und enthalten lediglich allgemeine Hinweise. Autoren, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen.  

Auf der Jagd nach CSL Inc.

Grundlegendes: „Blut ist ein ganz besonderer Saft.“ Und das wusste auch schon Graf von Krolock im Tanz der Vampire zu berichten. Nachts flog er durch die verschneiten Karpaten und zwang üppige Jungfrauen zur unfreiwilligen Blutspende. Die Vampire von CSL Behring haben ihr Schloss im malerischen Marburg gebaut. Das Blut, im übrigen lediglich das Blutplasma, wird hier jedoch nicht getrunken sondern wie in einer Erdöl Raffinerie in seine Bestandteile zerlegt. Verschiedene Fraktionen des Blutes werden zu knapp 20 unterschiedlichen Arzneien auf Plasmabasis weiter verarbeitet, die u.a. für Intensivmedizin und seltene Erkrankungen wie Gerinnungsstörungen (sog. „Bluter“) verwendet werden.

Blut! Wer braucht denn sowas?

Diese Arzneien sind für die Patienten überlebenswichtig und für CSL natürlich lukrativ. Die Medikamente sind relativ aufwändig herzustellen und somit ziemlich teuer. Der Markt ist eng aber auch mit sehr wenigen Wettbewerbern besetzt. In dieser Nische liefert man sich keinen echten Preiskrieg. Und das Wachstum ist nicht besonders skalierbar. Der Rohstoff „Blutplasma“ wird von freiwilligen Spendern gewonnen. So eine Plasmaspende dauert etwa eine Stunde und wird dem Spender mit einem symbolischen Geldbetrag vergütet. Die Spender dürfen jedoch nur alle drei Tage spenden und die Anzahl dieser „Freiwillgen“ ist erfahrungsgemäß ziemlich begrenzt. So verarbeitet CSL derzeit etwa 2 mio Liter Blutplasma pro Jahr. Um sich ein wenig zu diversifizieren, hat CSL von der Novartis/GSK-Übernahme aus dem Jahr 2015 den Bereich Grippeimpfung abgespalten und als Tochter „Sequirus“ ins Portfolio übernommen. Dieses Impfgeschäft ist saisonal bedingt im Herbst sehr renditestark, im Rest des Jahres ein eher ruhiges Geschäft.

CSL – Die Fast Facts:

Alle Angaben ohne Gewähr.  Stand 04/2020

WKN: 890952

1-Jahres-Performance: 60 Prozent

3-Jahres-Performance: 138 Prozent

Dividende: 0,98%

Ein Blick auf die Zahlen

CSL hat seinen Sitz in den USA. Die Aktie wird aber in Australien gehandelt. Die Verschuldung ist mit knapp 5 Mrd. $ etwa 1,5 mal so hoch wie das EBIT. Das ist für ein forschendes Pharma Unternehmen ein konservativer Ansatz. Das KGV liegt derzeit knapp über 30 und die Gewinnausschüttung liegt bezogen auf den Gewinn bei knapp 35%. Allerdings hat die Dividende mit gerade mal 1,4% auch eher symbolischen Charakter. Die Dividende wurde seit 1994 jedes Jahr gesteigert. Ähnlich wie bei unseren deutschen Pharma „Dickschiffen“ Fresenius und FMC muß man auch bei CSL ein paar Jahre abwarten, um sich über üppigere Erträge freuen zu dürfen.

Wie stehen die Wachstumsaussichten ?

Wer eine Krankheit wie Hämophilie oder dem „von-Willebrand-Syndrom“ leidet, ist oft sein Leben lang auf Behandlungen angewiesen und trägt ein hohes Risiko, frühzeitig zu Sterben. Um diese Krankheit besser zu therapieren und das Leben dieser Patienten ertäglicher zu machen, betreibt CSL intensive Forschung im Bereich Genimunologie und Plasmatherapie. Besonders entscheidend ist für mich jedoch die Entwicklung bei CSL, sich mittelfristig von Blutspenden unabhängig zu machen. So ist man derzeit dabei, Blut und Blutbestandteile synthetisch herzustellen. Wir reden hier von nicht mehr und nicht weniger als von künstlich hergestelltem Blut ! Für CSL hieße das viel mehr als nur die Unabhängigkeit von Blutspendern. Wer Blut selber herstellen kann, wird vielen Menschen das Leben retten. Krankheiten wie Blutkrebs könnte man mit dieser Technik quasi im Handumdrehen aushebeln. Und für die Aktionäre würde man die Türen zu einem Milliardenmarkt aufsprengen. Wer es schafft, Blut zu synthetisieren, sammelt unterwegs auch wertvolle Erfahrungen in der Herstellung von künstlichen Organen. Hier gibt es eine Menge zu lernen in Bezug auf Immunsuppression – Die Unterdrückung der Immunabwehr gegen Körperfremde Substanzen.

Das fd-Fazit von Jens

Zugegeben, es liegt bis dahin noch ein weiter weg vor CSL. Die Fortschritte, die dieses Unternehmen auf dem Weg dorthin macht, sind jedoch beachtenswert. „Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich“ hat Christian W. Röhl mal sehr treffend formuliert. Aus meiner Sicht wäre eine „Brauerei“ für Blut aber das „autonome Fahren“ der Pharma Branche. Graf von Krolock jedenfalls wäre von dieser Entwicklung begeistert gewesen. „Blut ist ein ganz besonderer Saft – Und was trinken Sie privat am liebsten ?“

Text: Jens Will

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