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Dein schlimmstes Investment, Björn?

Ein Börsen-Profi über die Lust auf…

Money! Björn Heissenbergers Geschäft ist Geld. Viel Geld. Eigentlich ist der Inhaber einer Vermögensverwaltung in Zürich eher introvertiert und beschäftigt sich gerne mit Zahlen, Bilanzen und solchen Dingen. Warum du an dieser Stelle keinen Podcast findest? Björn hat einen badischen Akzent. Das klingt, so sagt er, als würde einem ein Sachse die Finanzwelt erklären 😉 Kat€ sprach mit dem sympathischen Vermögensverwalter über lustige Dialekte, die gefährliche Macht von Emotionen und sein Erfolgsrezept für geile Börsengeschäfte.

©Björn Heissenberger. Anna&Alfred Fotografie

Dieses Interview erschien im Materialist Magazin Ausgabe April 2019: Zum Magazin geht’s hier…

fd: Björn, erzähl mal, was du so machst.

Björn Heissenberger (B): Ich bin Finanzanalyst und Portfolio Manager und habe 11 Jahre für UBS in Zürich gearbeitet – der grösste Vermögensverwalter der Welt. Ich habe aber schon relativ früh nach meinem Studium als Finanzanalyst gemerkt, dass die Aktienbewertungsmodelle, die Banken und alle „grossen Jungs“ verwenden, nicht funktionieren.

fd: Warum nicht?

B: Erstens: Da diese auf Prognosen beruhen. Und Prognosen funktionieren nicht.

fd: Und zweitens?

B: Grossanleger investieren immer benchmark-orientiert.

fd: Soll heißen?

B: Sie kaufen die Unternehmen, die einen hohen Börsenwert haben – unabhängig von ALLEM anderen.

fd: Was wäre denn der bessere Weg?

B: Einfach die schlechten weg lassen, und in die besten investieren. Und alle Emotionen beiseite lassen.

fd: Das klingt ja einfach…

B: Wenn man Prognosen außen vor lässt und einfach fakten-basiert in die Unternehmen mit den besten Kennzahlen investiert, die gleichzeitig einen sehr günstigen Kurs haben, so erreicht man hierdurch weit bessere Renditen als der Gesamtmarkt. Der besteht zudem aus sehr teuren und unprofitablen Firmen.

fd: Was sind die Top Kennzahlen, auf die man bei der Aktienanalyse achten sollte?

B: Auf beachtliche Kapitalrenditen, große Margen und hohe Eigenkapitalquoten.

fd: Stichwort Gefühle. Angst und Gier sind die typischen Renditekiller…

B: Die Emotionen beiseite zu lassen ist hierbei das schwerste. Hierfür benötigt man ein gut funktionierendes Aktienauswahlmodell, auf das man sich verlassen kann.

fd: Warum kümmern sich hierzulande so wenig Menschen um ihr Geld?

B: Da die meisten schlechte Erfahrungen damit machen, da sie erstens nicht wissen auf was man beim investieren achten muss. Und zweitens oftmals irgendwelche Sch*** von Banken angedreht bekommen, die nur der Bank selbst nützen….

fd: Was sollte denn der Fokus eines Anlegers sein?

B: Das Ziel eines Anlegers sollte aus meiner Sicht sein: Gute Firmen zu finden und diese zu kaufen, wenn sie zu günstigen Preisen gekauft werden können. Diese findet man jederzeit an der Börse. Beispielsweise gibt es Unternehmen, die man zu lediglich dem 5-fachen Jahresgewinn kaufen kann, sehr hohe  Kapitalrenditen abwerfen, hohe Margen erzielen und zudem defensiv finanziert sind. Solche Firmen bringen einem Anleger über die Zeit einen sehr guten Ertrag.

fd: Und wenn man dann eine gute Firma gefunden hat, sollte man dann All-In gehen?

B: Besser diversifizieren! 10 bis 15 Unternehmen sollten jedoch ausreichen.

fd: Hand aufs Herz: Was war dein schlechtestes Investment?

B: Mein schlimmstes Investment? Ähm, das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Als ich mit 18 Jahren mit Optionsscheinen spekuliert habe, musste ich viel Lehrgeld bezahlen. Aus solchen Fehlern lernt man…

fd: Aus welchen Fehlern wurdest du denn klug und reicher?

B: In jungen Jahren habe ich täglich Kurse verfolgt und in Aktien investiert, die stark gefallen sind, ohne auf die wahren Fakten zu achten. Diese findest du nur in der Unternehmensbilanz. Anstatt mir diese genauer anzusehen, habe ich mich damals von Gier oder Angst leiten lassen und auf diverse Berichte vertraut. Das war früher mein Fehler bei fast jedem Investment.

fd: Und heute? 

B: Bei Investments achte ich heute nur noch auf harte Fakten aus der Unternehmensbilanz. Ich kaufe  sehr gute Firmen zu günstigen Preisen, gemessen am Unternehmensgewinn: KGV etc. Diese werfen dem Anleger meist hohe Renditen ab, die weit über dem Marktdurchschnitt liegen.

fd: Die Börse ist keine Einbahnstraße…

B: Klar gibt es zwischendurch mal Phasen der Underperformance. Aber mittel- bis langfristig fährt man als Anleger mit dieser Strategie sehr gut. Hierfür braucht es jedoch eine Menge Disziplin und den Mut gegen den Strom zu schwimmen.

Finanzdiva.de bedankt sich bei Björn Heissenberger für das Interview.

Anti-ETF-Talk: Das sagt Björn über die Index-Fonds.

Du hast Fragen an Björn? Hier findest du ihn.

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