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„Traut euch mehr zu!“

Dagmar Köhler-Repp: Die Biotech-Queen

Tierärztin, Schauspielerin, Popstar, Influencer, Stewardess: Das sind die Berufswünsche vieler Kinder. Bei Dagmar Köhler-Repp stand schon früh fest, dass sie forschen will. Ihre Mission ist es, Impfstoffe gegen Tierkrankheiten zu entwickeln. Kat€ sprach mit ihr über ihren Sprung ins eiskalte Gründer-Gewässer und ihren legendären Weg zur Unternehmerin des Landes Brandenburg.

Los geht’s!

Einen Business-Plan wollten am Anfang immer nur die Banken sehen. Dabei wollte ich nur ein Konto eröffnen!

FD: Sie bewiesen großen Mut und gründeten direkt nach ihrem Studienabschluss eine Firma. Die Ripac-Labor GmbH ist Ihr Baby. Wie kamen Sie auf die Geschäftsidee?

D.K.-R.: Die Idee zur Gründung eines Diagnostiklabores zur Herstellung von bestandsspezifischen Impfstoffen für Nutztiere hatte mein Vater. Er ist sozusagen der Urheber, der mich immer beraten und ermutigt hat. Er erkannte damals, dass es für bestimmte Erkrankungen bei Enten und Hühnern sinnvoller wäre, Impfstoffe zur Prävention anstelle von Antibiotika einzusetzen.

FD: Statt in die Wissenschaft zu gehen, entschieden Sie sich für die Praxis… 

D.K.-R.: Nach meinem Biologie -Studium interessierte mich die Anwendung der Naturwissenschaften in der Praxis mehr und ich wollte raus aus dem Labor und eigene Wege beschreiten. Das eigenständige/ selbstverantwortliche Arbeiten hat mich gereizt. Berufliche Selbstständigkeit bietet große Chancen und gleichzeitig viele Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten. Das ist unheimlich motivierend. Damals wie heute begeistert mich die Diagnostik und Impfstoffherstellung zur Verbesserung der Tiergesundheit und damit auch die Reduzierung von Antibiotika in Nutztierbeständen.

FD: Wie gelang Ihnen der Sprung ins eiskalte Wasser der Unternehmerwelt?

D.K.-R.: Durch die Ermutigung und Unterstützung von Seiten meiner Familie und meiner Freunde habe ich dann den Sprung in die Unternehmerwelt direkt nach dem Studium gewagt. Ich habe am Anfang ja alles alleine gemacht. Durch die Kontakte meines Vaters hatte ich das Glück, gleich zu Beginn erste Kunden zu haben und diese waren von unseren Produkten überzeugt. Der Rest kam dann nach und nach von alleine.

FD: Welche Hürden mussten Sie überwinden? Und spielte Geld dabei eine Rolle? Wenn ja, wie gelang es Ihnen,  das nötige Kleingeld fürs Start-Up aufzutreiben?

D.K.-R.:  Vor allem die Zulassungshürden waren hoch. Um diese zu überwinden brauchte es eine Menge Durchhaltewillen. Wir haben mit sehr geringem Budget im Keller begonnen und alles mit Eigenkapital finanziert. Unsere Impfstoffe funktionierten von Anfang an recht gut im Markt, weshalb wir auch zum weiteren Wachstum keine weiteren finanziellen Hilfen benötigten.

FD: Hatten Sie einen Geschäftspartner, der Sie bei der Gründung unterstützte?

D.K.-R.: Nein, einen echten Geschäftspartner gab es nicht. Mein Steuerbüro hat mir Anfangs viel geholfen und erklärt, welche Dinge zu beachten sind. Das ging weit über rein steuerliche Belange hinaus. Beispielsweise bei den ersten Arbeitsverträgen und ähnlichem.

FD: Hatten Sie einen Business Plan? Und war das hilfreich?

D.K.-R.:  Nein. Den wollten am Anfang immer nur die Banken sehen. Dabei wollte ich nur ein Konto eröffnen!

FD: Buchhalter, Anwalt, Assistenz: Wen stellten Sie als erstes ein und wie gelang es Ihnen als Studienabsolventin die Kosten zu bewältigen?

D.K.-R.:  Gleich zu Beginn habe ich die komplette Buchhaltung in die Hände meiner Steuerkanzlei gegeben, die mich dann auch in rechtlichen Fragen beraten hat. Wenig später stellte ich eine Laborantin ein. Unser Produkt funktionierte von Beginn an im Markt, d.h. ich konnte verkaufen und hatte Einnahmen!

FD: Welchen Tipp würden Sie Jungunternehmern in der Gründungsphase, gerade was die Personalauswahl betrifft, geben?

D.K.-R.:  Die Mitarbeiter sollten sehr gut ausgewählt sein, denn gerade zum Beginn dürfen sie sich für keine Arbeit zu schade sein, müssen viel persönliches Engagement mitbringen und dürfen auch das große Ganze nicht aus den Augen verlieren. Wenn es gut läuft, werden genau die Ersten, die wertvollsten Mitarbeiter im Unternehmen.

FD: Was lief in der Gründungsphase anders als erwartet? Was hätten Sie im Nachhinein besser machen können?

D.K.-R.:  Den verwaltungstechnischen Aufwand hatte ich unterschätzt und ich hätte mir schon früher Hilfe fürs Büro suchen sollen. Zudem war ich trotz allem immer sehr vorsichtig und zurückhaltend. Vielleicht hätte ich schon am Anfang in einigen Punkten noch mutiger sein können. Da bin ich aber bis  heute noch eher Naturwissenschaftlerin als Unternehmerin.

FD: Gehört der Einsatz von Antibiotikum in der Massentierhaltung dank ihrer Immunsystemstärkenden Impfstoffe bald der Vergangenheit an?

D.K.-R.:  Nein natürlich nicht! Zum Glück haben wir Antibiotika, die häufig über Leben und Tod entscheiden. Auch in der Massentierhaltung werden sie Ihre Berechtigung behalten. Aber mit unseren maßgeschneiderten Impfstoffen gibt es Möglichkeiten zur Prophylaxe und somit eine Alternative zum massenhaften Einsatz von Antibiotika.

FD: Ihr Leben als Unternehmerin klingt ziemlich spannend. Welchen Rat geben Sie jungen Leuten, insbesondere Frauen, die Unternehmer werden möchten?

D.K.-R.: Man kann alles tun, wenn man es mit Leidenschaft betreibt. Junge Frauen sollten sich mehr zutrauen, sich selbst treu bleiben und die Ziele nicht aus den Augen verlieren.

An dieser Stelle möchte sich Finanzdiva für das Interview bedanken.

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